Modem / Akustikkoppler
Commodore 1670 Modem mit 1200 Baud für den C64
Damit Computer überhaupt über analoge Telefonleitungen miteinander kommunizieren können, benötigt man entweder zwei Modems, zwei Akustikkoppler oder beides gemischt.
Diese Geräte wandeln zu sendende digitale Signale der Computer in Analoge um und an der Gegenseite die empfangenen Analogen wieder in Digitale.
Modems bzw. Akustikkoppler werden jeweils auf der einen Seite mit der seriellen Schnittstelle des Computers verbunden. Auf der anderen Seite werden Modems direkt mit der Telefondose verbunden und bei Akustikkopplern wird der Hörer des Telefons direkt in den Akustikkoppler eingesteckt. Letzteres hat den Vorteil, dass man auch dann eine Datenverbindung herstellen kann, obwohl keine freie Telefondose zur Verfügung steht (z.B. in einer Telefonzelle und früher waren die Telefone oft noch fest mit der Anschlussdose der Post verbunden). Allerdings muß beim Akustikkoppler von Hand gewählt werden, Modems können das automatisch.
Die Höchstgeschwindigkeit, die ein Modem erreichen kann, wird in Baud oder bps (bits pro Sekunde) angegeben.
War man zuerst nur mit bescheidenen 300 Baud unterwegs, folgten in den 80'er Jahren rasch Modems mit 1200 Baud (ca. 150 Zeichen / Sekunde), 2400 Baud (ca. 300 Zeichen / Sekunde) und 9600 Baud (ca. 1200 Zeichen, also ca. 1 Kilobyte / Sekunde). Abhängig von der Qualität der Verbindung, die während des "Gespräches" laufend schwankte, ändern Modems automatisch die Übertragungsgeschwindigkeit. Scheiterte die automatische Neusynchronisation brach die Datenverbindung komplett ab und man muss i.d.R. erneut anrufen. Je hochwertiger ein Modem war, desto seltener gab es Verbindungsabbrüche.
Vor der Wiedervereinigung Deutschlands konnte man innerhalb West-Berlins für 23 Pfennig pro Anruf 24h lang telefonieren (vielleicht die erste Tages-Flatrate in ganz Deutschland). Das machte die damalige Inselstadt zeitweilig zu einem Nährboden für Mailboxen (BBS) und übernächtigte Online-Freaks.
Zusätzliche Kosten für den Betrieb von Modems entstanden zwar nicht (außer den üblichen Telefon-Kosten für das "Telefonat"). In Deutschland mußten Modems und Akkustikkoppler aber von der Post zugelassen sein. Modems mit dem begehrten FTZ-Siegel der Deutschen Bundespost waren folglich in Deutschland "begehrt" und anfangs extrem teuer.
Es gab damals diverse Bausätze und Artikel zu Selbstbau-Modems und -Akustikkopplern in Computer Zeitungen. Deren Betrieb am Deutschen Telefonnetz der Bundespost war aber illegal. Damit nicht genug, galt diese Einschränkung auch für alle importierten Modems. D.h. der Anschluss eines importierten Modems, z.B. frisch aus den U.S.A. eingetroffen - meist auch mit schon schnelleren Übertragungsraten (z.B. "USRobotics HST") - am Deutschen Telefonnetz war zwar technisch möglich, aber nicht erlaubt. Ironischerweise durfte man sich aber aus dem Ausland mit solchen ausländischen Modems ins Deutsche Telefonnetz einwählen...
Mit den Übertragungs-Standards "MNP5" und "V.42bis" erschienen intelligentere Übertragungsverfahren, bei denen der Datenstrom zusätzlich automatisch komprimiert übertragen wurde. Beide Modems mussten dann allerdings diese Standards auch unterstützen.
Damit dann die automatische Kompression ihre beschleunigende Wirkung auch entfalten konnte, mussten die seriellen Schnittstellen entsprechend schneller werden. Im PC Bereich war unter Windows und OS/2 eine serielle Schnittstelle mit Pufferspeicher ("FIFO-Buffer-Chip", "16550") erforderlich, im C64- und Amiga-Sektor entsprechende Turbo-Schnittstellenkarten. Ohne sie konnten vielleicht zwar höhere Übertragungsraten konfiguriert werden, es war dann aber mit massiven Übertragungsfehlern, zu rechnen.
Mit der richtigen Ausstattung machte es dann durchaus Sinn, z.B. ein 9600 Baud MNP5 Modem mit sogar schon 19.200 Baud auf der Computer-Seite anzusprechen.
In den 90'er Jahren erreichten die Modems sogar Geschwindigkeiten von 28.800 und 33.600 Baud. In Verbindung mit dem Digitalnetz "ISDN" auf der Gegenseite, sogar annähernd 56.000 Baud.
Am C64 konnten Modems direkt angeschlossen werden, wenn sie eigens für den C64 konzipiert waren (s. Bild "Commodore 1670 Modem"). Standard-Modems verlangten hingegen nach der Profi-Variante - der sogenannten "RS232"-Schnittstelle, die aber am C64 nachgerüstet werden konnte und hier teilweise auch höhere Übertragungsraten ermöglichte.
Zum Besuchen von Mailboxen war der C64 allerdings nur bedingt geeignet, da der Standard für eine Bildschirmseite bei 80 Zeichen pro Zeile lag, der Zeichensatz des C64 aber nur 40 Zeichen pro Zeile darstellen kann.
Einige Terminalprogramme benutzten daher den Grafikmodus des C64, um mit einem eigens entworfenen Zeichensatz möglichst viele Zeichen pro Zeile darstellen zu können.
Hier konnte aber der große Bruder des C64, der Commodore C128, mal eine seiner Stärken voll entfalten: 80 Zeichen pro Zeile waren hier überhaupt kein Thema (den entsprechenden C128-Monitor vorausgesetzt) und machten ihn zum prädestinierten Terminal frühreifer Commodore-Online-Freaks.
Eine Marktübersicht an C64 Modems zeigte das 64'er Magazin z.B. in seiner Ausgabe 7/1985.
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